Meditationsbild Bruder Klaus
Am einfachsten stellt man sich ein (Velo-)Rad vor. Die Radnabe bildet ein bärtiger, gekrönter Männerkopf, dessen Haare schulterlang sind. Die Speichen bilden sechs Strahlen. Sechs Kreise mit ihren Bildern bilden das Rad. Als Radstopper dienen vier Quadraten, welche jeweils den untersten und den obersten Kreis links und rechts einrahmen bzw. blockieren.

Das lateinische Wort «meditatio» bedeutet «über etwas nachsinnen, nachdenken». Es meint aber nicht das wissenschaftliche Analysieren von etwas. Es bedeutet viel mehr, sich in etwas hineinversenken. Mit dem Herzen nachspüren und herausfinden, was dieses Etwas mit einem macht. Es ist möglich, dass durch das Meditieren aus dem Unterbewusstsein etwas ins meditative Bewusstsein kommt. Und dann ist es, wie wenn uns auf einmal ein Licht aufgeht.
Das gekrönte Portrait von Jesus wird von einem roten Hintergrund umfangen. Ein weisser Kreis umschliesst die Kreisfläche. Vom weissen Kreis gehen drei gelbe Strahlen aus, deren Spitzen in die Kreisflächen mit der Geburt Jesu, der Gefangennahme Jesu und der Feier der Eucharistie hineinragen (Leserichtung im Uhrzeigersinn). Eine mögliche Deutung: Wenn Jesus nicht geboren worden wäre und nicht in seine Gefangennahme und Verurteilung eingewilligt hätte, dann könnten wir keine Eucharistie feiern.
Die drei anderen Strahlen gehen von den Kreisen mit Gott als Schöpfer, der Verkündigung und der Kreuzigung aus (Leserichtung im Gegenuhrzeigersinn). Eine mögliche Deutung: Gott als Schöpfer braucht das Ja der Maria, also ihre Bereitschaft, Mutter des Sohnes Gottes zu werden, damit Jesus als Sohn Gottes als Mensch auf die Welt kommen und später aus Liebe zu uns Menschen den Tod am Kreuz auf sich nehmen kann. Dass ein Gott auf das Ja eines Menschen angewiesen ist und dass ein Sohn Gottes sich freiwillig kreuzigen lässt, um die Menschen aus ihrer Schuld zu erlösen, ist so etwas Unglaubliches, dass diese Bilder im Gegenuhrzeigersinn gelesen werden müssen. Wir stolpern darüber, es fällt uns nicht leicht, denn es widerspricht komplett unserer Alltagserfahrung. Vielleicht stechen deshalb Spitzen dieser drei Strahlen Jesus einmal in den Mund und zweimal in den Kopf.
Wer sich intensiver mit diesem Meditationsbild des Bruder Klaus beschäftigen möchte, dem sei die Lektüre des «Sachsler Meditationstuch» empfohlen.
Künstler
unbekannt
Meditation des Angesichts Jesu
Jesus, mit einer einfachen Herzogskrone gekrönt, blickt den Betenden oder die Meditierende als einzig dargestellte Person frontal an. Röntgenaufnahmen zeigen, dass Jesus ursprünglich keinen Bart hatte, damit er besser von Gottvater unterschieden werden konnte. Doch der bartlose Jesus wirkte für jemand Unbekannten zu jugendlich, sodass Jesus einen Bart aufgemalt bekam, damit er würdevoller aussieht.
Meditation der Evangelisten in diesem Bild
Beginnen wir mit den unteren beiden «Radstoppern», diese enthalten das Symbolwesen der jeweiligen Evangelisten.
- Der Radstopper unten links enthält in seinem Quadrat einen geflügelten Stier, welcher auf dem Band mit der Inschrift «st. Luca = hl. Lukas» steht. Der Stier schaut nach rechts zum untersten Kreis.
- Den Radstopper unten rechts ziert ein Löwe, der auf dem Spruchband «s. marcus = hl. Markus» steht. Der Löwe mit seinem geöffneten Rachen schaut nach links zum untersten Kreis.
- Oben links findet sich der Radstopper mit einem Adler, zu dessen Füssen das Band mit der Inschrift «st. joanes = hl. Johannes» steht. Der Adler schaut nach rechts zum obersten Kreis.
- Oben rechts findet sich im Radstopper ein Engel, der frontal aus dem Bild schaut und zwischen seinen Händen das Band«s. matheus = hl. Matthäus) trägt.
Die Reihenfolge der Evangelien (mit ihren Symbolen) in der Bibel lautet: Matthäus (mit Engel) – Markus (mit Löwe) – Lukas (mit Stier) – Johannes (mit Adler). Wenn man also die vier Evangelien in der richtigen Reihenfolge meditieren will, dann beginnt man oben rechts beim Engel des Matthäus und geht dann dem Uhrzeigersinn nach zu Markus, Lukas und Johannes.
Meditation des Leben Jesu in diesem Bild
Das Leben Jesu beginnt mit der Verkündigungsszene: Wir sehen, wie ein Engel mit Maria spricht. Diese Szene findet sich im untersten Kreis, welche vom Stier und vom Löwe in ihren Quadraten (Radstoppern) eingerahmt wird.
Meditationsbild des Bruder Klaus
Nun geht es im Uhrzeigersinn weiter. Im nächsten Kreis wird uns ein Stall gezeigt, in dem ein neugeborenes Kind – Jesus – auf einer weissen Decke liegt. Das Kind selbst liegt nicht mehr unter dem schützenden Dach, welches von vier krummen Pfosten in die Höhe gestemmt wird. Unter dem Dach, links vom Kind, kniet eine Frau – Maria – mit langen blonden, offenen Haaren. Ihre Hände hat sie auf Brusthöhe zum Gebet verschränkt.
Ausserhalb des Stalls, hinter der Frau, ruhen Ochs und Esel. Dieser Kreis ist der Geburt Jesu im Stall gewidmet.
Im nächsten Kreis sitzt ein Mann mit rotem Mantel, auf seinem Kopf trägt er eine Kaiserkrone, in seiner linken Hand hält er einen Reichsapfel mit Kreuz als Zeichen seiner Macht, und seine rechte Hand hat er zum Segen erhoben. Seitlich links vor ihm stehen drei Engel, die ihn anbeten. Dieses Medaillon zeigt Gottvater als Schöpfer von Himmel und Erde und Vater von Jesus.
Das oberster Kreisbild zeigt, wie ein Mann (in hellem Kleid) von hinten dem Mann im dunklen Gewand einen Kuss gibt. Hinter den beiden sieht man einen Mann in rotem Gewand, der eine Art Krone hochhält und dahinter noch einen Soldaten in Rüstung. Die Szene zeigt Judas, wie er Jesus küsst, damit die Soldaten ihn verhaften können.
Der nächste, untere Kreis zeigt einen Mann am Kreuz hängen, über dessen Kopf ist das Schrifttäfelchen INRI = «Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum» = «Jesus aus Nazareth, König der Juden» angebracht. Wir sehen die Kreuzigung.
Auf dem Kreis rechts unten blicken wir in eine Kirche, in welcher die Messe gefeiert wird. Ein Pater – ein Mönch mit Tonsur (= Glatze mit Haarkranz darum = Zeichen für einen Mönch im Mittelalter), der Priester ist) – feiert die Eucharistie und hebt die Hostie hoch. Im Kirchenschiff sitzt eine Frau und hinter ihm kniet ein Mann.
Passende Bibelstellen gibt es nur für die einzelnen Szenen
Gott als Schöpfer der Welt, der alles Geschaffene segnet: «Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut.» (Genesis, 1. Kapitel, Vers 31a = Gen 1, 31a)
Verkündigung = Anfrage des Engels an Maria: «Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebähren, dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird gross sein und Sohn des Höchsten genannt werden. […] Da sagte Maria: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast.» (Lukas, 1. Kapitel, Verse 30–32a und Vers 38 = Lk 1,30–32a.38)
Geburt von Jesus: «Es geschah, als Josef und Maria in Bethlehem waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.» (Lukas, 2. Kapitel, Verse 6–7 = Lk 2, 6–7)
Gefangennahme Jesu: «Noch während Jesus redete, kam Judas, einer der Zwölf, mit einer Schar von Männern, die mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet waren; […] Judas hatte mit ihnen ein Zeichen vereinbart und gesagt: Der, den ich küssen werde, der ist es. Nehmt ihn fest, führt ihn ab. Und als er kam, ging er sogleich auf Jesus zu und sagte: Rabbi! Und küsste ihn.» (Markus, 14. Kapitel, Verse 43a–b und 44–45 = Mk 14, 43a–b, 44–45)
Kreuzigung Jesu: «Dann kreuzigten sie ihn [Jesus].» (Markus 15. Kapitel, Vers 24a = Mk 15, 24a)
Feier der Eucharistie, Wandlung des Brots: «Während des Mahls nahm Jesus das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es seinen Jüngern und sprach: Nehmt, das ist mein Leib.» (Markus 14. Kapitel, Vers 22 = Mk 14, 22)