Sarah Lohr vom Kirchlich Regionalen Sozialdienst Aarau, Gaby Zihlmann, Katechetin in Schöftland, und Michelle Oberle, soziokulturelle Mitarbeiterin in Aarau (von links), diskutieren über Gelingendes in ihrer Arbeit. Erfolgreiches kann als Basis für künftiges pastorales Handeln dienen.

Erzählen, heilen, begegnen, teilen

Wie kann pastorales Handeln gestaltet werden, damit die heutigen und künftigen Erwartungen der Mitglieder erfüllt werden? Mit dieser Frage haben sich Mitarbeitende der Seelsorge, der soziokulturellen Animation und der Katechese an der 30. Pastoralraumkonferenz auseinandergesetzt.

Die Konferenz findet seit der Gründung des Pastoralraums vor 15 Jahren zweimal jährlich statt und wird von den Angestellten der fünf Pfarreien partizipativ mitgestaltet. Beat Niederberger, Pfarreileiter in Schöftland, eröffnete die Konferenz mit einem Rückblick. Vor 15 Jahren habe sich die Kreiskirchgemeinde Aarau in einer schwierigen Situation befunden. «Es ging ihr finanziell schlecht, sie war hoch verschuldet. Die Suhrer liebäugelten mit einem neuen Pfarreizentrum, aber die Kreiskirchenpflege winkte wegen fehlender finanzieller Mittel ab und verhängte einen Planungsstopp. Sie forderte die fünf Pfarreileiter auf, der Behörde aufzuzeigen, welche Infrastruktur für ein zukunftstaugliches pastorales Handeln Voraussetzung ist.» Beat Niederberger erkennt Parallelen zur heutigen Situation. «Wie vor 15 Jahren sind auch heute die Gelder wieder knapper, und wir Pfarreileitenden müssen der Behörde sagen, welche Pastoral wir wollen. Was soll finanziert werden? Wo sehen wir ‹Ostern› im Pastoralraum? Wo erkennen wir zukunftsträchtige Aufbrüche?»

Um das zu erörtern, sollten die Teilnehmenden anhand einer «wertschätzenden Erkundung» herausfinden, wie sie von den Erfahrungen der anderen Pfarreien profitieren können. Die Methode zielt darauf ab, vorhandene Ressourcen für die Gestaltung und die strukturelle Entwicklung zu nutzen, bereits Gelingendes zu stärken und auf die eigene Situation «energieschöpfend zu adaptieren». In Kleingruppen orientierten sich die Teilnehmenden am Handeln Jesu, welches aus vier Themen bestand: mutmachende Hoffnungsgeschichten verbreiten, heilen und heilsame Wege finden, den Mitmenschen auf Augenhöhe begegnen und Tischgemeinschaften pflegen, sich solidarisch verhalten gegenüber Randständigen. Die Teilnehmenden der Kleingruppen haben ihre Anregungen zusammengetragen.

Erzählen
Jesus ist ein Geschichtenerzähler. Er erzählt den Menschen befreiende, aufrichtende Geschichten. Unsere mutmachende Hoffnungsgeschichten erzählen wir bei den vielfältigen Begegnungen innerhalb der Pfarrei, aber auch nach aussen in der Gesellschaft. Wir müssen dafür nahe bei den Menschen sein, in ihre Lebenswelten hineingehen, vorerst gut zuhören, achtsam und wertschätzend sein. Verständlich erzählen kann man nur in einer Sprache, die die Menschen auch verstehen. Wir erzählen Geschichten, die Mut machen.

Heilen
Jesus ist Heiler und Therapeut. Er begleitet die Menschen in ihrer konkreten Lebenssituation auf heilsame Wege. Befreiendes, heilendes Handeln in der Pastoral findet an vielen verschiedenen Orten statt. Erwähnt werden etwa Beerdigungen und Taufen oder die Begleitung bei Todesfällen. Auch das Teilen von Bibeltexten oder ganz individuelle Rituale, vor allem aber das gemeinsame Essen haben heilende Wirkung. Unsere Räumlichkeiten bieten wir an für Experimente, in denen Menschen heilende Freiräume und Selbstermächtigung erfahren dürfen. Und heilend sind auch die verschiedenen Gesprächsformen.

Begegnen
Jesus begegnet den Menschen auf Augenhöhe, isst und trinkt mit ihnen. Die Formen der Begegnung und gemeinsamen Essens sind sehr vielfältig und werden in der Sammlung weitaus am stärksten gewichtet. Die Tischgemeinschaften eignen sich besonders für verschiedene Formen generationsübergreifender Anlässe, vom Eltern-Kind-Tag über die Agape-Feier, Abschlussabende, Pfarreifeste, Familientische usw. Miteinander essen ist immer auch Selbstbemächtigung, Stärkung der eigenen Persönlichkeit und der Gemeinschaft. Tischgemeinschaft pflegen ist auch für Freiwillige ein beliebtes Feld des Engagements.

Teilen
Jesus ist solidarisch mit den Randständigen und Zukurzgekommenen. Solidarität wird professionell umgesetzt im Kirchlich Regionalen Sozialdienst und in der Wegbegleitung. Beide sind gemeinsame Stellen aller fünf Pfarreien. In Aarau findet auch eine Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Asyl statt. Mit Jugendlichen «lohnt» es sich besonders, eine solidarische Praxis einzuüben und ihnen befriedigende Erfolgserlebnisse zu ermöglichen.

Das sind Gedankensplitter der Mitarbeitenden der fünf Pfarreien – weder vollständig noch abschliessend. Es waren zum Beispiel keine anderssprachigen Seelsorger da, ihr Blickwinkel fehlt. Ebenso wenig abgebildet ist der musikalische Bereich. Spannend und bereichernd wäre auch ein Blick auf die Pfarreigruppierungen, wie sie erzählend, heilend, essend und solidarisch unterwegs sind.


28. April 2024 | Beat Niederberger › und Dani Schranz ›