Gott mag es bunt.

«Zäme mit Mönsche öppis bewege» – mit diesem Motto sind wir seit Pfingsten 2024 unterwegs, und es bewegt uns wirklich.

Auf dem Weg habe ich eine deutsche Theologin entdeckt. Aus dem Buch von Annette Jantzen, «coffee to go mit Gott» aus dem Echter Verlag, zitiere ich:

«Dann erzähl ich wieder von dir», sag ich. «Über Bilder von dir und so.»
«Oho», sagt Gott.
«Gefällt dir das?», frag ich. «Gibt’s irgendwas, worauf ich besonders achten soll?»
«Ihr braucht Bilder», sagt Gott.
«Ja», sag ich.
«Machs bunt», sagt Gott. «Ich mag es bunt.»
«Ja», sag ich. « Ich werde mich bemühen.»
«Das ist schon mal gut», sagt Gott.
«Aber ich weiss echt wenig von dir, ehrlich gesagt», sag ich.
«Das stimmt», sagt Gott. «Das ist normal bei Menschen. Besonders bei erwachsenen Menschen.»
«Manchmal spüren wir dich», sag ich.
Gott lächelt.
«Ich hab so meine Mittel und Wege», sagt Gott.
«Die nicht unsere Wege sind», sag ich.
«So ist es», sagt Gott.
«Und du liebst diese Welt», sag ich. «Steht auch in der Bibel.»
Das Gespräch geht so weiter bis Gott lacht und sagt: «Und übrigens, meine Bilder von mir finde ich sogar sehr gelungen.»
Ich gucke fragend.
«Euch finde ich sehr gelungen.»

Am Sommerfest 2024

In jeder Pfarreiteamsitzung fragen wir uns, wie wir heute von Gott reden können. Welche Bilder verständlich sind und den Raum für Glaubenskommunikation öffnen. Glaubenskommunikation ist heute, in einer nachvolkskirchlichen Zeit, ein weites Feld.

Gottesdienste als ein Ort von Möglichkeit zur Begegnung mit Gott brauchen darum unterschiedliche Formen. So haben wir uns im Frühjahr auf den Weg gemacht, um herauszufinden, wie wir nebst unseren vertrauten Gottesdiensten mit Eucharistie- oder Kommunionfeier noch andere Gottesdienstformen finden können, die eben Räume für Glaubenserfahrung und Glaubenskommunikation öffnen.

Das war ein äusserst spannender Prozess, der alle ihren eigenen, lebendigen Glauben spüren liess. So sind bei uns neue Gottesdienste entstanden: «Fiire mit Familie» und «Fiire am Tisch». Die «Fiire mit de Chline» gibt es ja schon lange. Sie sind vertraut.

Zu allen Gottesdiensten sind immer alle Menschen eingeladen, Erwachsene, Jugendliche und Kinder, die sich angesprochen fühlen oder neugierig sind. Es sollen also keine ausschliessenden Gottesdienste sein, nur Gottesdienste mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

Die «Fiire mit Familie» sind Gottesdienste, die in der Kirche oder im Töndler gefeiert werden. Ministrant:innen sind im Gewand dabei und übernehmen Aufgaben. Die Feiern finden im Stuhlkreis statt und verwenden eine Sprache, die auch kindgerecht ist. Biblische Geschichten werden interaktiv oder gestalterisch erzählt, Gottesdienstteile und Gebete werden erklärt. Alle Mitfeiernden, die mögen, werden involviert.

Fiire mit Familie

Die «Fiire am Tisch» finden im Pfarreisaal in Suhr oder im anders gestalteten Töndler tatsächlich an Tischen, statt. Auch hier sind die Ministrant:innen dabei, aber in ihren eigenen Mini-T-Shirts. Auch hier haben sie Aufgaben, die sie mitentwickelt haben. So begrüssen sie die Mitfeiernden zum Beispiel an der Türe, in der Hand eine Schale mit Weihwasser. Wie die ersten Christ:innen erinnern wir uns an die Frohe Botschaft, schauen hin, wo wir uns die Nähe von Gott in diese Welt hinein ersehnen, essen miteinander, beten und danken für die Gemeinschaft. Unser Organist ist jeweils dabei und begleitet die Lieder, die wir singen.

Fiire am Tisch

Das ist nur ein kleiner, aber kostbarer Ausschnitt aus dem Leben in der Pfarrei Heilig Geist, Suhr-Gränichen. Wir trauen uns «zäme mit Mönsche öpis bewege» ernst zu nehmen, weil wir daran glauben, dass es zuerst die Heilige Geistkraft selber ist, die zusammen mit Menschen etwas bewegen will.

Mit Annette Jantzen:
«Manchmal spüren wir dich», sag ich.
Gott lächelt.»

Gott mag es bunt. Und wir Menschen sind das gelungene Bild.

Danke für diesen Gedanken, Annette Jantzen.


17. Oktober 2024 | Brigitta Minich