Markus Greiner: «Ich glaube, dass wir in zehn Jahren vielleicht noch drei Pfarreien sein werden.»

Markus Greiner tritt zurück

17 Jahre war Markus Greiner Mitglied der Ortskirchenpflege Aarau. Seit zwei Jahren präsidiert er die Kreiskirchenpflege Aarau. Nun beendet er seine Engagements per Ende Jahr.

Dani Schranz: Man soll bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten ist. Ist jetzt, nach 17 Jahren, der ideale Zeitpunkt für deinen Rücktritt als Präsident der Orts- und der Kreiskirchenpflege Aarau?

Markus Greiner: Jetzt ist sicher ein guter Zeitpunkt. Als ich Präsident Biden eine Treppe hinaufstolpern sah, dachte ich: Er hat den richtigen Zeitpunkt offensichtlich verpasst. Das soll mir nicht passieren. Es ist alles in guten Händen. Wir haben kompetente Mitglieder in der Ortskirchenpflege und in der Kreiskirchenpflege, und ich habe meinen Beitrag geleistet. Mir ist gestern Abend ein Bild eingefallen. Ich habe daheim viele Bücherregale. Und wenn ich nicht jedes Jahr ein neues Regal kaufen möchte, muss ich einmal jährlich Bücher ins Brocki bringen, um Platz zu schaffen für neue.

Was bedeutet das in Bezug auf deine Behördentätigkeit? Was gehört ins Brocki?

Dinge, bei welchen wir als Kirche Anschubhilfe geleistet haben und die zu Selbstläufern geworden sind. Die Ehe- und Paarberatung beispielsweise, oder das Gemeinschaftszentrum Telli in Aarau. Da müssen wir uns nicht mehr beteiligen. Das sind Kinder, die erwachsen geworden sind und man loslassen kann.

Gibt es neue Projekte, bei welchen Anschubhilfe geleistet wird?

Das Öku-Label «Grüner Güggel» beispielsweise. Oder – gerade aktuell – das Café Paula in Aarau.

Das Offene Pfarrhaus in Aarau wird gemeinhin als Leuchtturm bezeichnet. Mit dem Café Paula leuchtet er noch ein wenig heller. Täuscht der Eindruck, oder verlagert sich das kirchliche Engagement in Aarau hin zu mehr Dienst an hilfsbedürftigen Menschen oder zu kulturellen Angeboten wie der «Vollmondnacht»?

Verkündigung, Gottesdienst, Diakonie und Gemeinschaft sind die vier tragenden Säulen der Katholischen Kirche. Alle sind wichtig, aber jede Pfarrei setzt Schwerpunkte. Die Vollmondnacht zählt zu Gemeinschaft, die Unterstützung des Kirchlich Regionalen Sozialdienstes zur Diakonie, und das Offene Pfarrhaus ist eine Mischung aus beidem.

Anfang Jahr wurde gesagt, dass die Kreiskirche sparen müsse. Welche Massnahmen wurden ergriffen, und wie wirken sich diese aus?

Wir sparen bei Sachausgaben – vom Apéro-Wein bis zu Reinigungsmitteln. Bei den Gebäuden gibt es dieses und nächstes Jahr einen Investitionsstopp. Beim Personal wird es durch natürliche Abgänge Stellen geben, die nicht mehr eins zu eins besetzt werden. Was bedeuten wird, dass die fünf Pfarreien enger zusammenarbeiten werden.

Bedeutet das auch, dass sich die Stuktur der Kreiskirchgemeinde Aarau längerfristig verändern wird?

Ich glaube, dass wir in zehn Jahren vielleicht noch drei Pfarreien sein werden, statt der heutigen fünf. Ich kann mir vorstellen, dass es dahin zurückgehen wird, von wo wir herkommen.

Wärst du Politiker, würde ich dich nach dem grössten Leistungsausweis nach 17 Jahren im Amt fragen.

Ich bin nicht Politiker und muss nicht wiedergewählt werden. Stolz bin ich in Aarau darauf, dass das Offene Pfarrhaus gut aufgestellt ist, dass wir den Grünen Güggel erfolgreich umgesetzt haben und soeben das Café Paula eröffnen konnten.

Jetzt hättest du Zeit für eine politische Karriere.

Um Gottes Willen, nein!


30. September 2024 | Dani Schranz